als mutter vor jahren im sterben lag, verbreitete sich um diese alte, gelähmte frau während tagen ein unglaublicher frieden ...
zeitenweise war sie weg, schien zu schlummern, dann plötzlich schlug sie die augen auf und strahlte uns mit dem glücklichsten gesicht an, das ich je an ihr zu sehen bekommen habe. in diesem eigenartigen schwebezustand entglitt uns jedes gefühl für zeit. es gab nichts mehr zu erwarten, keine hoffnungen mehr, keine illusionen. dennoch verbrachten wir eine selten berührende und wunderbare letzte zeit zusammen.
und jetzt lese ich in was dir bleibt von jocelyne saucier in denselben worten vom sterben einer alten frau! - jahre vor dem tod meiner mutter hatte ich diese friedvolle ruhe, diesen schwebezustand, bereits kennen gelernt während einer mittelohrentzündung. seither kam er immer mal wieder zu besuch ... dann immer öfter, unabhängig von erkrankungen und sterben. bis klar wurde, dass frieden allgegenwärtig ist - erkannt oder eben auch nicht.
warum eigentlich wollen wir vom sterben so wenig wissen? von frieden und zuversicht? vermeiden diese sogar, indem wir einer illusion oder zukunftsvision nach der anderen hinterherjagen? in visionen kann kein frieden sein, denn sie verschieben dinge immer auf später, sind nie das, was gerade ist. frieden ist allgegenwärtig in allem, was ist - jenseits von visionen, jenseits von ich, jenseits von worten.